Die ersten Jahre



Matthias Reischle, Direktor der Riemerschmid-Reischle`schen Lehranstalt von 1862 bis 1897

Der erste Direktor der Schule wurde Matthias Reischle, seit 1850 Prokurist der Firma Riemerschmid mit pädagogischen Neigungen und Fähigkeiten. Reischle übernahm den Unterricht in den kaufmännischen Fächern.

Zu Beginn des Jahres 1862 suchten Riemerschmid und Reischle im Rahmen eines Zeitungsartikels, der die zu gründende Schule vorstellte, Lehrkräfte für Schönschreiben und Französisch. Es meldeten sich mit Dr. Gutbier für Deutsch und Französisch und Ludwig Uhlmann für Schönschreiben und auch Stenographie interessierte Lehrkräfte. Bemerkenswert ist, dass alle Lehrer ihre Tätigkeit ehrenamtlich, also ohne Bezahlung ausübten. Uhlmann z.B. tat dies 40 Jahre lang neben seiner Tätigkeit an einer Realschule. Die Finanzierung der Schule, es wurde kein Schulgeld erhoben, lag bei der Firma Riemerschmid. Erst ab 1884 steuerte die Stadt München 1000 Mark jährlich bei. Vom Anfang an stellte die Stadt jedoch schon Schulbänke, Katheder und Tafel zur Verfügung. Reischle verfasste ein Buch zur Unterrichtung der doppelten Buchführung, das übrigens auch in der städtischen Handelsschule für Knaben verwendet wurde.

Zunächst wurden zwei Kurse eingerichtet. Das Aufnahmealter betrug 13 Jahre. Es bewarben sich 43 Mädchen, 25 wurden aufgenommen. Die Ausbildung dauerte zwei Jahre. Eigentlich sollte die Ausbildungsdauer an der Riemerschmid von Beginn an drei Jahre betragen, dies konnte jedoch wegen Raumproblemen zunächst nicht verwirklicht werden. Die Durchschnittsnote 2,5 aus allen Fächern berechtigte zum Vorrücken in die zweite Jahrgangsstufe. Wer den Durchschnitt von 3,5 nicht erreichte, musste die Schule verlassen.

Nach zwei Jahren verließen die ersten Absolventinnen die Riemerschmid-Reischle`sche Lehranstalt. Noch gab es viele Vorbehalte gegen weibliche Bürokräfte, doch schon bald stellten namhafte Arbeitgeber, wie die Augustiner-Brauerei oder die Bayerische Vereinsbank Riemerschmidlerinnen ein. Den Riemerschmid-Schülerinnen wurde Sorgfalt, Pflichtbewusstsein und Zuverlässigkeit nachgesagt. 1871 wollten bereits so viele Mädchen auf die Riemerschmid-Schule, dass 100 abgewiesen werden mussten. 1872 gelang es dann mit Unterstützung der Stadt, die drei Klassenräume im Rosenthalschulhaus zur Verfügung stellte, zwei Eingangsklassen parallell zu schaffen.1877 verlieh der Magistrat der Stadt München Anton Riemerschmid für seine Verdienste die goldene Bürgermedaille. 1878 starb Anton Riemerschmid, doch Matthias Reischle führte sein Erbe zusammen mit Sohn Eduard Riemerschmid fort. Im Jahre 1883 drohten Riemerschmid und Reischle damit, den Unterricht an ihrer Lehranstalt niederzulegen. Anlass war die Abschaffung des Reischle´schen Buchführungsbuches an der städtischen Handelsschule. Die Stadt wendete dies mit der Zusage einer jährlichen Beihilfe von 1000 Mark ab. 1884 wurde das Fach Englisch eingeführt.

Zum 25jährigen Schuljubiläum 1887 sprach Prinzregent Luitpold „die allerhöchste Anerkennung“ vor allem für den die gesamte Zeit als Schulleiter tätigen Reischle aus. Noch zehn Jahre bis zum 25. Januar 1897, als er im Alter von 84 Jahren starb, füllte Reischle dieses Amt aus. Bis zur Übernahme der Schule durch die Stadt 1898 übernahm der verdiente Ludwig Uhlmann die Leitung der Lehranstalt. Die Familie Riemerschmid, auch Eduard Riemerschmid starb 1894, drängte die Stadt, über die Zukunft der Schule nachzudenken. Seit 1890 wurden jährlich 200 Schülerinnen in drei Klassen aufgenommen (Klassengrößen weit über 50 Schülerinnen!). 1877 wurde die Schule von Rosenthalschulhaus in das Annaschulhaus und 1888 in das Schulhaus in der von der Tannstraße verlegt. 1891 wurde sie auf Drängen der Schulleitung wieder im Annaschulhaus heimisch.