Jüdinnen unter den ehemaligen Schülerinnen:
 

Vorbemerkung:

Gab es ehemalige Schülerinnen unserer Schule, die wegen ihres jüdischen Glaubens oder ihrer jüdischen Herkunft Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und der Gewaltverbrechen geworden sind?
Das „ Biographische Gedenkbuch der Münchener Juden 1933-45“ enthält die Kurzbiographien von 4596 Menschen, die seit November 1941 aus München deportiert wurden oder sich aus Verzweiflung über Bedrohung und Verfolgung das Leben genommen haben.

Unter ihnen haben wir Spuren ehemaliger Schülerinnen unserer Schule gefunden.

Wir danken Dr. Andreas Heusler vom Münchener Stadtarchiv für seine hilfreichen Hinweise und Informationen.

  • Bis 1935 traten junge Mädchen aus jüdischen Familien in die "Riemerschmid’sche Handelsschule", wie sie damals hieß, ein. Über ihr Schicksal versuchen wir noch Informationen zu bekommen. Es scheint, als wären einige von ihnen durch Emigration dem Terror und der Vernichtung entkommen.
  • Die folgenden Ehemaligen hatten die Schule schon lange verlassen, als sie der Mordmaschinerie der Nationalsozialisten zum Opfer fielen.
 
Ehemalige Schülerinnen, die ermordet wurden:  
   

Hedwig Bechert, Kontoristin, Privatsekretärin
geb. 28.8.1892 in Passau
Suizid am 12.11.1941 (22. Cheshwn 5702)
Hedwig Bechert nahm sich am 12.11.1941 das Leben. Ihr Suizid steht vermutlich in Zusammenhang mit der drohenden Deportation nach Riga bzw. Kaunas am 20.11.1941.

Adele Dreifuss, Rentnerin
geb. 17.6.1876 in Nürnberg

Adele Dreifuss wurde am 22.7.1942 nach Theresienstadt deportiert; am 18.5.1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Ida Eschborn, Privatiere
geb. 5.1.1872 in München

Ida Eschborn wurde am 17.6.1942 nach Theresienstadt deportiert und am 16.3.1943 ermordet.
Berta Gerstle
geb. 13.9.1898 in Nürnberg

Berta Gerstle wurde am 4.4.1942 nach Piaski deportiert. Todesort und Todesdatum sind unbekannt.
Klara Götz
geb. 3.3.1986 in München

Klara Götz wurde am 20.11.1941 nach Kaunas deportiert und am 25.11.1941 ermordet.

Ida Hamburger, Buchhalterin, Privatsekretärin, Arbeitsvermittlerin
geb. 31.1.1874 in Markbreit, Kr. Bad Kissingen

Ida Hamburger wurde am 15.7.1942 nach Theresienstadt deportiert und am 31.8.1944 ermordet.

Ida Hamburger besuchte die Riemerschmid’sche Handelsschule und arbeitete zunächst viele Jahre als Sozialbeamtin (Buchhalterin) in der Arbeitsvermittlung, später in der Patentverwaltung. Ida Hamburger wurde zum 15.12.1939 „zwangsentmietet“. Bis dahin hatte sie mit Dr. Eugen Albert – dem Vater ihrer Tochter – zusammengelebt.
Hedwig von Hausladen, geb. Klopfer
geb. 4.10.1873 in München

Hedwig von Hausladen ist in München am 11.7.1942 gestorben.
Doris Helbing, geb. Goldstein, Sekretärin
geb. 2.3.1895 in München

Doris Helbing wurde am 13.3.1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Barbara Herzfeld, geb. Michel, Buchhalterin
geb. 4.4.1884 in München

Barbara Herzfeld wurde am 20.11.1941 nach Kaunas deportiert und am 25.11.1941 ermordet.
Paula Holzer, technische Assistentin, Sekretärin, Hausmädchen
geb. 19.8.1890 in München

Paula Holzer wurde am 4.4.1942 nach Piaski deportiert. Todesort und Todesdatum sind unbekannt.

Paula Holzer besuchte die Höhere Töchterschule und die Riemerschmid’sche Handelsschule, wo sie eine Prüfung als Labor-Assistentin (Röntgen) absolvierte. Im Juni 1941 bemühte sie sich vergeblich um eine Emigrationsmöglichkeit in die USA.
Betty Landauer, Buchhalterin
geb. 3.12.1889 in Ansbach

Betty Landauer wurde am 20.11.1941 nach Kaunas deportiert und am 25.11.1941 ermordet.
Else Levi, geb. Josepf, Buchhalterin
geb. 6.6.1889 in Thorn

Else Levi wurde am 20.11.1941 nach Kauna deportiert und am 25.11.1941 ermordet.
   
Ehemalige Schülerinnen, die überlebt haben:

Welches Schicksal hatten jüdische Schülerinnen unserer Schule, die unmittelbar vor Machtergreifung und während der nationalsozialistischen Diktatur (1930-35) in die Schule eintraten?
Schülerinnen haben die Registratur daraufhin untersucht und die Karteikarten von Schülerinnen „israelitischen" Bekenntnisses kopiert.
Folgende biografischen Informationen hat Dr. Heusler von Stadtarchiv dazu ermitteln können:

 

BALBINE BLUMA ENGELHARD
Geboren am 03.01.1915 in München
Emigration am 15.05.1934 nach Palästina
Adresse: Klenzestr. 50/1 bei den Eltern (seit 02.04.1917) Rumfordstr. 7/11 bei den Eltern (seit 03.07.1932) Ging 1933 nach Enschede/Holland zur Hachsharah. Nach derAlijah lebte sie zunächst in dem religiösen Kibbutz Chafez Chajm, dort heiratete sie JitzchakWeil. Mit ihrem Ehemann eröffnete sie später an der Ecke King-George und Jaffa-Street in Jerusalem ein Schuhgeschäft, das sie noch 1994 betrieb.
Quellen: Anja Siegemund: Zur Familiengeschichte der Engelhards (S. 311 ff) u. Erinnerungen von Benjamin Mordechai (Benno) Engelhard (S. 321 ff) in: Bokovoy, Meining: Versagte Heimat, München 1994

 

HILDEGARD FRITZ
Geboren am 25.05.1916 in München
Hat in München überlebt
Adresse: Gabelsbergerstr. 60/1 V bei den Eltern (seit 04.10.1919)

ALICE FRANK, Schülerin
Geboren am 23.12.1918 in Augsburg
Emigration am 31.12.1938 nach London
Zuzug nach München am 08.05.1919 von Augsburg Adresse:
Maria-Theresia-Str. 13/11 bei den Eltern (seit 13.05.1919) Prinzregentenpl. 14/0 bei den Eltern (seit 13.06.1919) Widenmayerstr. 48 b. d. E. (seit 17.12.1931) Possartstr. 6/III b. den Eltern (seit 23.03.1939)
Alice Frank besuchte das Luisengymnasium in München. Sie lebte ab 1936 in Lausanne, wo sie auf eine englische Schule ging und dort die englische Hochschulreife erwarb. Sie arbeitete dann eine Zeit lang als Rechtsanwaltsgehilfin, um für ihre Familie Geld zu verdienen. Von 1942 bis 1945 arbeitete sie bei der BBC im Abhördienst. Nach dem 2. Weltkrieg war sie in einem Verlagshaus tätig, dann bei der OECD in Paris bis zu ihrer Pensionierung 1981. Seither lebt sie in Mendon (F).
Quellen: StaatsAM Pol. Dir. 12399; Briefwechsel mit Alice Frank vom November 1996

 

RUTH JOHANNA FRIEDERIKE GOTTHEINER, kaufmännische Angestellte
Geboren am 02.08.1916 in München
Emigration am 16.01.1939 nach St. Louis
Adresse: Hohenzollernstr. 128 b. E. Tengstr. 38/1 bei Eltern (seit 15.09.1933)
Ruth Gottheiner heiratete nach der Emigration (Hecht) und lebte in St. Louis (USA). Der Vater beging am 11.11.1939 in München Suizid, die Mutter wurde in Kaunas ermordet.

 

IRMA GROSS, kaufm. Angestellte
Geboren am 15.06.1916 in München
Emigration am 15.05.1938 nach New York
Adresse: Elisabethstr. 33/1 II b. Eltern
Irma Anna Groß besuchte 1936 in Brüssel eine Handelsschule. Im Frühjahr 1938 unternahm sie einen Emigrationsversuch in die USA und erreichte noch 1938 New York.
Quellen: StaatsAM Pol. Dir. 13032

 

ELISABETH HANAUER, Sekretärin
Geboren am 16.01.1916 in München
Emigration am 01.12.1936 nach New York
Adresse: Schommerstr. 9/11 bei den Eltern, Herzogstr. 95/1 bei den Eltern, Richard-Wagner-Str. 5/11 bei den Eltern,
Neustätterstr. 6/1
Elisabeth Hanauer besuchte vier Jahre die Luisen-Grundschule, danach sechs Jahre das Luisen-Gymnasium. Anschließend ging sie ein Jahr zur Riemerschmid-Handelsschule. Sie war dann als Sekretärin des Geschäftsführers der "Revista", einer Revisions- und Verwaltungsgesellschaft in der Pettenkoferstraße 39 angestellt. Dort arbeitete sie für den Geschäftsführer der GmbH, Dr. Sally Oppenheimer (1883-1941 Kowno). Im Jahr ihrer Auswanderung war sie in der Wildberg AG, einer großen Schuhfirma in der Schwanthalerstraße tätig. Kurz vor der Emigration begann sie im Antonienheim eine Ausbildung zur Kinderschwester. Durch Vermittlung ihrer Tante Olga Lentschner und deren Mann Martin erhielt sie ein Visum für die USA. Elisabeth Hanauer war in ihrer Kindheit und Jugend eng befreundet mit Amalie Scherz (später Cassirer, Uruguay), der Tochter des Kastellans der Hauptsynagoge. Mitglied im "ITUS" und im "Jung-Jüdischen Wanderbund", wo Miriam Böhm (später Waak) ihre Gruppenleiterin war. Sie besuchte ein letztes Mal ihre Großmutter Jeanette Hanauer (1846-1938), die seit 1923 im "Israelitischen Pfründnerheim", Dürerstraße 20, lebte um sich von ihr zu verabschieden. Anschließend fuhr sie nach Brüssel, wo zur damaligen Zeit Olga und Martin Lentschner wohnten. Nach einigen Tagen ging die Reise weiter nach Paris zu einem Neffen der Lentschners und von dort nach Le Havre. Von Le Havre aus fuhr Elisabeth Hanauer mit der "Britanic" nach New York, wo sie nach achttägiger Schiffsreise am 13. Dezember 1936 ankam. Anfangs wohnte sie mit zweien ihrer Brüder zusammen. Durch den "National CounciI for Jewish Women" erhielt sie eine Stelle als Kinderfräulein in Kew Gardens. Anfang 1938 kamen die Eltern, Ferdinand und Louise Hanauer, als letzte Familienmitglieder nach New York. Die Familie lebte in Brooklyn. Der Vater starb 1953 bei einem Besuch in Baltimore, die Mutter 1969 in New York.
Elisabeth Hanauer heiratete 1944 in Newark einen Nichtjuden und führte bis zum Tod ihres Mannes im Jahre 1988 eine glückliche Ehe. Sie hat einen Sohn und eine Tochter. 1982 war Elizabeth Dulaney zum ersten Mal wieder in München zu Besuch, weitere Besuche in den Jahren 1974 und 1982 folgten. Lebte die letzten Jahre in Boca Raton, Florida.
Quellen: Interview Brigitte Schmidt mit Elizabeth Dulaney v. 19.07.1989; Reiner Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, Würzburg 1989 (l. Teilband, S. 235/36; Emigrantenkartei Schmidt

 

REGINA (REGI) HAUSER, Kontoristin
Geboren am 19.06.1917 in München
Emigration nach Haifa Eltern: Israel Hauser und Hinda Hauser, geb. Krzeszower
Adresse: Herzog- Rudolf- Str. 4/1 b. E. (seit 07.08.1917) Müllerstr. 42/III b. E. (seit 02.09.1931)
Regina Hauserverlobte sich im März 1938 mit Julius Reich aus Köln. Die Hochzeit fand im September
1938 statt. Sie verzog am 3.10.1938 nach Köln.
1994 lebte sie als Rachel Reich in Haifa.
Quellen: StaatsAM Pol.Dir. 13555; SZ Nr. 33 vom 18. August 1994, S. 5; BIGZ Nr. 7/1938, S. 110 (Verlobungsanzeige); BIGZ Nr. 18/1938, S. 283 (Hochzeitsanzeige); BIGZ Nr. 18/1938. S. 284; StaatsAM Pol.Dir. München 7016.

 

GERDA HAYMANN, Volontärin
Geboren am 21.02.1919 in Amberg
Emigration am 30.12.1938 nach New York Eltern: Max Haymann und Ida Haymann, geb. Grüner
Heirat am 18.11.1938 in München mit Max Odenheimer, Kaufmann, geboren am 10.10.1909 in München
Zuzug nach München am 26.10.1920 Adresse:
Pettenkoferstr. 10a/0 bei den Eltern (seit 26.10.1920)
Lindwurmstr. 30/11 bei den Eltern (seit 03.03.1930)
Gerda Haymann emigrierte nach New York, nachdem sie am 18.11.1938 den Kaufmann Max Odenheimer, geb. 10.10.1909 Metz, geheiratet hatte.
Quellen: BIGZ Nr. 14 v. 15.07.1938, S. 220 (Verlobungsanzeige); BIGZ Nr. 16 v. 15.08.1938, S. 248 (Dankesanzeige).

 

SUS/ HILDEGARD HIRSCH, Kontoristin, Vertreterin
-> Hausangestellte Geboren am 15.11.1912 in Würzburg
Emigration am 07.01.1935 nach London
Zuzug nach München am 31.01.1925 Adresse:
Luisenstraße 24/0 (seit 31.01.1925) Tengstraße 32/II (seit 23.05.1933)

 

LOTTE KAHN, kaufmännische Angestellte
Geboren am 27.05.1915 in München
Emigration am 03.10.1935 nach London Eltern: Leopold Kahn und Paula Kahn, geb. Wurzinger
Adresse: Wagmüllerstr. 14/111 b. Eltern (seit27.05.1915) Bauerstr. 19/11 bei Eltern (seit 12.02.1928)
Lotte Kahn heiratete im Mai 1936 in London den britischen Staatsangehörigen Samuel Salbstein. Beide wohnten in Worthing, Sussex 9, Wyke Avenue. 1937 lebten sie in Worthing. Dort kam im September 1937 der Sohn Edward Daniel zur Welt.
Quellen: BIGZ Nr. 12/1936; BIGZ Nr. 19/1937. S. 348 (Geburtsanzeige des Sohnes).

 

 

ELSE MAMROTH, Buchhalterin
Geboren am 06.02.1916 in München
Emigration am 10.02.1940 nach New York Eltern: Max Mamroth und Ida Mamroth, geb. Kalter, verw. Kaufmann
Adresse: Müllerstr. 10/111 bei Eltern (seit 06.02.1916)
Emigrierte zusammen mit ihrer Schwester Lilli. Die Eltern wurden nach Theresienstadt deportiert und
Opfer der Shoa
April 1937 über Amsterdam in die USA); Leonhard Kaufmann (* 20.09.1902 München, von Berlin nach
Auschwitz deportiert und ermordet.)

 

ANNEMARIE SCHÜLEIN, Schülerin
Geboren am 24.03.1915 in München
Adresse: Richard-Wagner-Str.17 bei den Eltern

 

THEA SCHWAGER, Handelsschülerin, Kontoristin
Geboren am 1.7.1916 in München
Deportiert am 3.6.1942 nach Theresienstadt Ermordet in Auschwitz
Eltern: -> Siegfried Schwager und -> Mathilde Schwager, geb. Lipp
Adresse: Am Glockenbach 8/III, Muffatstraße 11/1 (seit 18.9.1939)
Internierungslager Clemens-August-Straße 9/0 (seit 8.4.1942)
Thea Schwager besuchte die Handelsschule und Kindergartenkurse, außerdem Sprachkurse. Zum Zwecke der Ausbildung hielt sie sich vorübergehend von Mai 1935 bis August 1936 in Ebnat-Kappel (CH) auf. Sie wurde mit ihrer Mutter am 12.10.1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und ermordet.

FANNY(FRANZISKA) STRAUS, Kontoristin
Geboren am 30.07.1914 in München
Emigration am 20.02.1935 nach Brüssel Eltern: Sali Straus und Rosa Straus, geb. Rindsberg
Adresse: Thierschstr. 22/II bei den Eltern (seit 20.08.1918)
Heiratete am 25.02.1935 in Brüssel den aus Nürnberg stammenden Kurt Ehrlich. Vater starb 1930 in
München, die Mutter folgte im April 1939 nach Brüssel.
Quellen: BIGZ Nr.3/1935, S. 90 (Hochzeitsanzeige)

 

BABETTE (BETTE) STURM
Geboren am 20.07.1915 in München
Emigration am 21.09.1936, Emigrationsziel unbekannt
Adresse: Jägerstraße 21/l - Geringshof - (seit 11.11.1934), Geyerstraße 21/1 (seit 27.09.1935)